Die Magie der kleinen Dinge
Weihnachten in der LamiKita
Einen Adventskalender, einen Eimer voll Süßigkeiten und massenhaft Geschenke haben die Kinder in der Advents- und Weihnachtszeit sowieso zuhause. Doch machen sie sich auch Gedanken, wie sich gerade die Natur verändert, was ihre Mitmenschen bewegt oder welcher Zauber in kleinen Dingen steckt? In unserer LamiKita schon – dank Erzieherin Diana Köstner, die nordische Wichtel nach Rehau brachte. Sie berichtet, wie mit drei Baumstämmen auch die Magie in die Kita einzog.
Drei Wichtel wohnten im Advent in der LamiKita: zwei im Kindergarten und einer in der Krippe, jeder in seinem eigenen Baumstamm. Sie waren eine Art Zeitverkürzer in der Vorweihnachtszeit und liebevolle Begleiter anstatt eines konsumorientierten Adventskalenders. Trotzdem haben auch diese Wichtel die Kinder täglich beschenkt – in Form von Briefen, Fantasiereisen, Fingerspielen, Liedern, Turnstunden und Bastelaktionen. Angeregt durch vielfältige Erzählungen über Wichtel aus Bilderbüchern und auch den dazu passenden Briefen der LamiKita-Wichtel machten die Kinder auch Ausflüge in die Küche, wo sie verschiedene traditionelle skandinavische Plätzchen backten. Die passenden Gewürze dazu durften die Kinder zuvor riechen und raten, wenn ihnen eines bekannt vorgekommen war.
Über die Wichtel und wo sie herkommen
Die Wichtel waren zum einen eine Idee als Begleitung durch die Adventszeit, inspiriert von den Wichteln aus Skandinavien. Diese wachen entweder als Hauswichtel das ganze Jahr über wie ein guter Geist über Haus und Hof und erhalten an Weihnachten den Dank in Form eines speziellen Weihnachtsbreies, der ihnen in eine kleine Schüssel abgefüllt wird, oder sie ziehen als sogenannte „Julenisse“ (eine Art Weihnachtskobold und Helfer des Weihnachtsmannes) während der Vorweihnachtszeit in die dänischen Haushalte ein. Dort erfährt man ihre Anwesenheit durch kleine Miniatur-Türen an der Wand in Bodennähe und durch kleinere Streiche, die so ein Nisse manchmal auch spielen kann.
Vertieft wurde die Thematik des Wichtels auch anhand vieler Bilderbücher, die zur Verfügung gestellt wurden. Dadurch war es den Kindern möglich, sich ein umfassendes Bild über die Wichtel zu machen und Anregungen zu erhalten, wie ein Wichtel aussehen kann, wo er lebt und was seine Aufgaben sind. Angefangen von Astrid Lindgrens „Tomte Tummetott“, dem freundlichen Hauswichtel der seit Jahrhunderten über das Haus und wacht, bis hin zu Sven Nordqvists „Das Geheimnis der Weihnachtswichtel“, in dem die Kinder die Tradition des Weihnachtsbreies kennen lernen und was Wichtel damit zu tun haben. Im Anschluss daran durften die Kinder selbst einen solchen Brei verköstigen und die Verknüpfung zu unseren eigenen Hausgästen schaffen, indem sie auch ihnen eine kleine Schale vor die jeweilige Türe gestellt haben.
Gemeinsame Momente mit der Familie
Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf gemeinsame Momente mit der Familie gelegt, gerade an den Wochenenden. Dazu gab es freitags einen Brief für Kinder und Eltern, der von allen Wichteln zusammen verfasst wurde. In den Briefen befanden sich Tipps für eine schöne Zeit, ein paar weihnachtliche und auch nachhaltige Bastelideen, gemeinsame Aktivitäten, die nicht viel oder auch gar nichts kosten. Einmal war eine Anleitung für die Eltern dabei, wie man anfallende Zitrusschalen mit wenigen Mitteln dekorativ als kleine Keksausstecher oder für eine Girlande wiederverwenden kann.
Tägliche magische Grüße von den Wichteln
Täglich veränderte sich etwas vor den Wichtelhäusern. Dadurch waren die Kinder – gerne auch gemeinsam mit den Eltern – dazu angehalten, aufmerksam und achtsam zu sein, um Unterschiede wahrzunehmen, oder Details ausfindig zu machen und sich an den simplen Dingen zu erfreuen. Zudem wurde so etwas Magisches und Wunderbares geschaffen werden, das die Phantasie und den Glauben daran beflügelt, dass Dinge existieren könnten, die man mit dem bloßen Auge nicht wirklich erfassen kann – die uns aber trotzdem umgeben und an den Wundern teilhaben lassen, die sich eben manchmal nur in Kleinigkeiten zeigen.
Die Reaktionen der Kinder und Eltern waren durchweg positiv. Seitens der Eltern kamen auch Rückmeldungen, dass die Kinder bereits zuhause sehr aufgeregt und gespannt waren, was wohl wieder in der LamiKita bei den Wichteln passiert sei. Manche der Eltern ließen sich durch die kindliche Euphorie gerne auch anstecken und erzählten bei der Ankunft in der Kita, dass sie teilweise selbst aufgeregter und neugieriger waren, was sich wieder verändert hat, als die Kinder selbst. Manche Eltern der Lamikita haben vielleicht durch die Anwesenheit der Wichtel auch ein Stückweit wieder Verbindung zu ihrem eigenen inneren Kind aufgenommen und sich mitnehmen lassen von der Faszination, die solche rustikalen, natürlichen Miniaturen auf einen ausüben können. Bei manchen Familien haben auch zuhause Wichtel gewohnt, die allerdings nicht erst durch den Lamikita-Wichtel eingezogen sind, sondern ohnehin schon als Tradition in der Weihnachtszeit dazu gehört haben.
Die Wichtel aus der Adventszeit haben sich verabschiedet und sind wieder zu ihren Familien zurückgekehrt. Sie haben den Kindern aber in Aussicht gestellt, dass eventuell ein anderer Wichtel in der nächsten Weihnachtszeit zu Besuch kommt oder sie selbst, wann immer sie in der Nähe sein sollten. Da die Kinder die eigentlichen Wichtel an sich nicht sehen dürfen, da sie sonst ihre Zauberkraft verlieren, bleibt ihnen nur übrig, in der Wichtelminute intensiv zu lauschen, ob zufällig einer da ist und draußen vor der Türe herumtappst.
Wann nehmen sich die Erzieher Zeit für solche Projekte?
Je nach Umfang und Detailreichtum geschieht das Vorbereiten der Wichtelhäuser in der Zeit, die man nicht am Kind verbringt. Da auch noch andere pädagogische Angebote geplant und nachbereitet werden müssen und die Vorbereitungszeit dafür nicht immer ausreicht, fand die Gestaltung hauptsächlich in der Freizeit statt und da dann in der Zeit, wenn das eigene Kind schläft, damit dieses nicht enttäuscht wird, wenn es herausfindet, dass Mama in Wirklichkeit der Wichtel ist, da bei uns zuhause seit drei Jahren auch traditionell zur Weihnachtszeit ein Wichtel einzieht.
Zudem sollten die Kinder der Lamikita während der Abholzeit nicht unbedingt mitbekommen, dass die Erzieherin die Sachen vom Wichtel hinstellt, wenn er sie doch gebracht haben soll – das zerstört die Magie und den Glauben.
Magie in kleinen Dingen entdecken
Kinder haben noch die Fähigkeit, über Alltägliches zu staunen. Etwa ab dem dritten Lebensjahr beginnt die sogenannte magische Phase, während der in der kindlichen Vorstellung alles möglich ist. Dinge und Geschehnisse werden in dieser Phase weitestgehend magisch erlebt und die Kinder versuchen sich die Welt durch magische Theorien zu erklären und zu deuten.
Mit zunehmender Entwicklung wird das magische Denken vom realistischen Denken abgelöst und spätestens mit dem Erwachsenwerden verschwindet der Rest an Magie. Trotzdem scheinen auch viele Erwachsene sich noch nach der Magie und dem Phantastisch-Übersinnlichen zu sehnen – nicht umsonst sind gerade auch Erwachsene die Zielgruppe für Filme und Bücher mit Superhelden, die über außergewöhnliche Kräfte verfügen. Oder man werfe einen Blick nach Island. Dort glauben die Menschen heute noch an die Existenz von Feen, Elfen und Trollen, was so weit geht, dass manche Bauern bestimmte Stellen im Gras nicht mähen, da dort ein magisches Wesen wohnen soll.
Da man aber sonst als Erwachsener häufig die Verbindung zu der magischen Zeit, in der noch alles möglich schien und phantastisch war, verliert, ist es ein Ziel, den Kindern möglichst viel über einen möglichst langen Zeitraum von diesem „Alles ist möglich“-Gefühl mitzugeben und ihre Fantasie anzuregen. Dazu gehört zum Beispiel bezogen auf die Wichtel auch die Detailverliebtheit, wenn eine Schubkarre nur aus einer Nussschale, einer Astscheibe, und Zweigen besteht oder ein Kaffee-/Teeservice aus Eicheln.
Manche Eltern der Lamikita haben vielleicht durch die Anwesenheit der Wichtel auch ein Stückweit wieder Verbindung zu ihrem eigenen inneren Kind aufgenommen und sich mitnehmen lassen von der Faszination, die solche rustikalen natürlichen Miniaturen auf einen ausüben können.
Einige Wichtelideen
Die Wichtelminute: Mit einer Klangschale wird ein Ton angeschlagen, der die Aufmerksamkeit der Kinder erregt. Dann wird die Sanduhr des Wichtels gedreht, deren Sand eine Minute durchläuft. Solange sollen die Kinder ihr Spiel unterbrechen, leise sein und lauschen, ob ein Wichtel in der Kita herumtappst. Vom Wichtel selbst wurde diese sogenannte Wichtelminute, die als bewusste Pause zwischen den Aktivitäten genutzt werden soll, als Innehalten im Alltag und bewusstes auditives Wahrnehmen der eigenen Umgebung gewünscht. Das schult ihre Achtsamkeit und Konzentration. Dieses Ritual ist nun fester Bestandteil der Kita.
Der geschmolzene Schneemann: Die Schüssel mit dem Wasser und den Wackelaugen war ein Schneemann, den der Wichtel aus dem hohen Norden mitgebracht hatte. Leider hat er nicht daran gedacht, dass Schneemänner in der Wärme schmelzen.
Viel Gesundheit: Zwischendurch war der Wichtel übrigens auch erkältet, daher auf einem Foto die zerknüllten Taschentücher und die Tasse mit dem Teebeutel.